Sollte man die Kongresshalle weiter nutzen und wenn, ja wie? Das hat in den letzten Jahren die Nürnbergerinnen und Nürnberger bewegt. Es zeigt: Auch heute streiten wir um den Umgang mit Erbe des Dritten Reiches – 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Erinnerung und Diskussion ist in der aktuellen politischen Lage wichtiger und umstrittener denn je.
Es ist der 20. April 1945. Die Alliierten nehmen nach fünf Tagen Nürnberg ein. Die Zeit des Nationalsozialismus endet in Nürnberg am Geburtstag Adolf Hitlers. Die Altstadt ist durch die vielen Bombenangriffe zu 90% zerstört – eine Stunde Null.
Bis heute dauert die Aufarbeitung dieser Zeit in Deutschland an – auch in Nürnberg. Die Erinnerungskultur ist in der Stadt Reichsparteitage bis heute Thema und Streitpunkt. In der Bevölkerung galt die Vergangenheit so kurz nach dem Krieg als Tabu. An die Ereignisse erinnern erst einmal die Alliierten. Unter anderem durch Millitärberichterstatter der US-Armee. Bald finden im Justizpalast der Stadt die Prozesse gegen Verbrecher des Nationalsozialismus statt – unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Eine aktive Aufarbeitung der Bevölkerung mit der eignen Geschichte beginnt in Nürnberg erst viel später durch eine Bauausstellung und das Haus des vielleicht berühmtesten Nürnbergers.
Einen “Schlussstrich unter die NS-Vergangenheit ziehen”: Dem stimmen laut einer aktuellen Umfrage des Instituts Policy Matters zufolge 55 Prozent der Befragten in Deutschland »voll und ganz« zu. Um dem entgegenzuwirken, erzählen in Nürnberg neben Museen und Dokumentationszentrum auch Gedenk- und Stolpersteine von den Verbrechen der NS-Zeit. Damit die Erinnerung auch 80 Jahre nach Kriegsende in Nürnberg lebendig bleiben kann.