Ein Grabstein, Blumen und Kerzen. So sieht für viele der klassische Ort des Abschieds aus. Doch immer mehr Menschen wünschen sich etwas anderes. Eine letzte Ruhestätte in der Natur. Ganz ohne Grabpflege, dafür mitten im Wald, unter Bäumen, die über Jahrzehnte lang wachsen. Dieser Trend zur Naturbestattung nimmt auch in Bayern spürbar zu. In Schnaittach im Nürnberger Land gibt es dafür einen besonderen Ort: Den zweiten “Stillen Wald” in ganz Bayern. Er gehört den Bayerischen Staatsforsten und bietet Menschen die Möglichkeit, ihre letzte Ruhe dort zu finden, wo Stille und Natur eins werden.
Für Götz und Ingrid Keicher ist der heutige Spaziergang kein Gewöhnlicher. Sie wissen, hier unter einem Baum, wird einmal ihre letzte Ruhestätte sein.
Es ist ein beruhigendes Gefühl zu wissen, wo man seine letzte Ruhestätte hat. (…) Hier in der Natur ist es nicht beklemmend. Es ist ein gutes Gefühl. – Götz Keicher
Seit 1990 sind Ingrid und Götz verheiratet. Schon lange steht für sie eins fest: Auch den letzten Schritt wollen sie gemeinsam gehen, und zwar in einem stillen Wald. Den passenden Ort dafür suchen sie schon jetzt aus. Dabei begleitet sie Birgit Herbst. Seit zweieinhalb Jahren betreut sie Kunden im Wald in Schnaittach.
Zur Vorbereitung gehört ein Beratungsgespräch. Denn eine Bestattung im Wald ist ganz anders als die klassische Variante auf einem Friedhof. Das Konzept ist frei von jeglicher Konfession. Wer hier ruht, liegt mitten in der Natur. Die Kosten beginnen bei 1.550 Euro. Die Fläche des Waldes umfasst rund 17 Hektar. Hier wachsen etwa 14 verschiedene Baumarten. Für Ingrid und Götz Keicher ist es keine nüchterne Entscheidung. Sie lassen sich Zeit, gehen von Baum zu Baum, schauen nach oben in die Kronen. Dann bleiben sie stehen. So wird eine Buche zum Ort der Erinnerung und ein Versprechen für die Ewigkeit. Für Götz und Ingrid ist klar: Hier endet irgendwann mal ihre Reise. Und sie tun es, wie sie ihr ganzes Leben verbracht haben, gemeinsam.