Die FAU ist seit 1743 Erlangens Universität. Gebäude hat sie in der Altstadt fast überall – vor allem rund um den Schlossgarten. Im 18. Und 19. Jahrhundert war die Universität eine eigene Welt: Sie war viel kleiner und studiert haben damals nur Männer, meistens Adlige. Eine Besonderheit: Jede Hochschule hatte eine eigene Justiz. Im Erlanger Wasserturm sind davon einige Spuren erhalten.
Studentinnen und Studenten verbringen im Studium eine unbeschwerte Zeit – meistens zumindest. Das ist heute an der Erlanger Friedrich-Alexander-Universität fast genauso so wie früher. Mit einem Unterschied: Wer früher nach dem Feiern über die Stränge geschlagen ist, den konnte die Universität früher verurteilen oder einsperren, wie Karl Stargardt. Der Berliner gehört zu den letzten Insassen des Erlanger Studentenkarzers. Für eine Sachbeschädigung sitzt er für drei Tage ein. Eine wirkliche Bestrafung war das allerdings nicht.
Universitäten sind damals eine sehr enge Gemeinschaft. Sie regeln auch fast alles selbst – auch Strafverfolgung. Das nutzen Studierende und Beschäftigte gerne aus. Denn: die Strafe war meistens milder als bei an städtischen Gerichten. Die Unterlagen solcher Fälle verwaltet Clemens Wachter. Der 58-Jährige ist Archivar der Friedrich-Alexander-Universität. Solche Räume gab es in Erlangen über mehrere Jahrhunderte – im Wasserturm etwa 30 Jahre – 1838 bis 1898. 1913 wird die Karzerstrafe abgeschafft. Im Wasserturm ist heute eine Musikschule. Über die Vergehen wie Ruhestörung und Sachbeschädigung entscheiden nur noch Gerichte. Karl Stargardt wird später Medizinprofessor in Marburg. An seine Drei Tage im Erlanger Karzer hat er sicher noch oft zurückgedacht.