“Alter Schwede!” Vielleicht ist der Satz aus dem 17. Jahrhundert beim Grabungsteam in Unterweihersbuch gefallen. Denn bei seiner Arbeit im Jahr 2023 findet das Team Stoffreste bei einem Skelett. Bei so kurzlebigem Material wie Samt ist das eher eine Ausnahme. Doch das bleibt nicht der einzige Fund, der die Forschenden begeistert. Außerdem erhärten zwei Münzen von Kaiser Ferdinand ihren Verdacht. Die Person wurde zur Zeit von Wallenstein Heerlager in der Region hier begraben. Doch das, was die Archäologinnen und Archäologen dort finden, stellt sie vor Herausforderungen. So kommen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dem Schicksal der verstorbenen Person nahe. Denn so wie die Forscherinnen und Forscher die Knochen gefunden haben, sind einige Fragen offen.
Nach der Blockbergung bearbeitet Alice Burkhardt im Schloss Seehof die Stoffe. So nähert sich die Restauratorin der Person aus dem Grab. Die Fragen nach Geschlecht, Herkunft und Stellung der Person müssen wohl offenbleiben. Denn: Andere Gräber haben die Forscherinnen und Forscher in Stein nicht gefunden. Auch das gibt Rätsel auf. Die Funde wurden im Jahr 2025 in Stein offiziell vorgestellt. Allerdings machen weitere Funde deutlich. Das Lager ist größer als angenommen.
Die Grenzen des Lagers umfassten die Orte Zirndorf, Ober- und Unterasbach sowie Stein. Jetzt ist sicher, dass auch weitere Teile der Stadt zum Lagerkomplex gehört haben. Das Lager gilt als das größte der Weltgeschichte. Das ist für Menschen und Tiere nicht nur logistisch eine Herausforderung. Neben den Soldaten sind auch etwa 30.000 Frauen und Männer unter anderem als Marketender Teil des Lagers. Ziel der 50.000 Söldner: das schwedische Heer aufhalten. Die Schweden haben mit ihrem König Gustav Adolf zuvor Nürnberg eingenommen. Am 3. September kommt es an der Alten Veste in Zirndorf zur entscheidenden Schlacht. Durch ihre Eroberungen im Heiligen Römischen Reich sind die Schweden gefürchtet. Bis dahin gilt das Heer aus dem Norden als unbesiegbar. In Zirndorf soll sich das ändern. Starker Regen und Schlamm zwingen die Truppen den Kampf abzubrechen. Beide Heere ziehen weiter. Wallenstein sieht sich in einem Schreiben aus dieser Zeit jedoch als Sieger. In Lützen kämpfen beide noch einmal gegeneinander. Gustav Adolf stirbt in der Schlacht und Wallenstein wird kurz darauf in einer Intrige ermordet.
Die 70 Tage in Mittelfranken haben die Region bis heute verändert. Auf dem Erlebnisweg Wallensteins Lager erzählen 20 Kilometer lang 28 Stationen die Geschichte des Krieges. Zu Fuß und mit einer App können Interessierte bis zu drei Stunden in das 17. Jahrhundert eintauchen. So können alle Geschichts- und Wanderfans den Dreißigjährigen Krieg – wie man damals sagte – von der Pike auf kennenlernen.