Fast 30 % der Betroffenen von häuslicher Gewalt sind Männer. Das geht aus dem Lagebild des Bundeskriminalamtes hervor. Am heutigen Weltmännertag (3.11.) liegt der Fokus genau auf solchen Themen. Für eine Nürnberger Beratungsstelle ist häusliche Gewalt gegen Männer aber nicht nur heute relevant, sondern ständig präsent. Denn dort können sich Betroffene direkt melden.
12 Jahre ist Pascal (Name geändert) in einer Ehe, in der er Gewalt ausgesetzt ist. Kratzen, Schlagen, Erniedrigungen: Das gehörte zu seinem Alltag. Der Schritt, sich aktiv Hilfe zu suchen, war für ihn alles andere als einfach.
Für mich war immer die Frage: Wer glaubt mir das. Und die nächste Hürde: was sagt das über mich selber aus. Ich musste mir eingestehen, dass ich ein Opfer bin von häuslicher Gewalt. – Pascal
So wie Pascal geht es vielen Männern, die von häuslicher Gewalt betroffen sind. Beim Institut für Soziale und Kulturelle Arbeit in Nürnberg gibt es individuelle Beratung. Im ersten Termin geht es oft erstmal um eine Entlastung. Dann kommen Themen wie: Muss ich Anzeige stellen? Gibt es Zeugen? Wie komme ich da raus? Und will ich das überhaupt jetzt schon? Michael Grodd und seine Kollegen können die Informationen sortieren, und dann auch an andere Hilfestellen verweisen.
Seit 6 Jahren gibt es die Beratungsstelle in Nürnberg – eine der wenigen Anlaufpunkte für betroffene Männer. Nicht nur das mangelnde Angebot ist ein Problem – auch gesellschaftliche Vorurteile führen dazu, dass Männer sich keine Hilfe suchen. Der Leiter der Beratungsstelle, Philipp Schmuck, sieht oft das traditionelle Rollenbild in der Verantwortung: Ein Mann muss stark sein und kann seine Probleme alleine regeln. Das sei sowohl bei Hilfsangeboten ein Problem als auch bei medizinischen Vorsorgeuntersuchungen.
Eine weitere Hürde ist, dass viele Angebote im sozialen Bereich – bewusst oder unbewusst – Frauen ansprechen. Deshalb sprechen Philipp Schmuck und sein Team mit ihrem Angebot gezielt Männer an. Unter 09 11 27 29 98 20 ist die Beratungsstelle in Nürnberg erreichbar. Der Wunsch der Mitarbeitenden: Häusliche Gewalt soll in Zukunft kein Tabuthema mehr sein.