Laut evangelischer und katholischer Kirche sind 2024 etwa 120.000 Menschen in Bayern aus der Kirche ausgetreten. Auch in Mittelfranken sind Gottesdienste immer schlechter besucht. Für Gemeinden wie St. Sebald in Nürnberg stellt sich also die Frage: Wie nutzen wir die Gebäude in der heutigen Zeit? Im Falle der Egidienkirche hat sich jetzt eine neue Chance ergeben.
Seit 2015 ist Martin Brons Pfarrer in der Egidienkriche. Drei Jahre später geht die Gemeinde eine Kooperation mit St. Sebald ein. Gottesdienste werden hier immer seltener – Außerdem will die evangelische Landeskirche die Zahl der Gebäude um 50% reduzieren – bis zum Jahr 2035. Dennoch hat die Gemeinde das Gebäude behalten. Sie selbst bietet hier noch zwar noch spirituelle Angebote an – wie einen meditativen Gottesdienst. In der Egidienkirche setzt man aktuell, aber stärker auf kulturelle Angebote.
Proben sollen die Chöre in der romanischen Kapelle. Denn die Egidienkirche ist nicht nur der älteste Kirchort, sie ist auch die einzige Barockkirche der Stadt. 1696 ist der Vorgängerbau abgebrannt, ab 1711 bauen die Gebrüder Trost das Gebäude im Stile der Zeit um. Für das damals bereits protestantische Nürnberg ist das ungewöhnlich. Im Zweiten Weltkrieg wird das Gebäude durch Bomben stark zerstört. 1946 beginnt bereits der Wiederaufbau. Ab 1959 ist sie wieder Pfarrkirche – bis heute. Jetzt will die Gemeinde neue Impulse setzen. Neben den Chorproben und Konzerten steht im kommenden Jahr in der Egidienkirche noch ein weiteres Jubiläum an: 500 Jahre Melanchthon-Gymnasium. Denn hier hat Philipp Melanchthon mit seiner Rede den Grundstein für Deutschlands erstes Gymnasium gelegt – im Jahr 1526. Jetzt wollen Martin Brons und seine Gemeinde einen Grundstein für neue Traditionen legen.