Nichts oder nur wenig hören zu können, ist für rund 80.000 Menschen in Deutschland Alltag. Für sie ist die Deutsche Gebärdensprache (DGS) ein zentraler Weg zur Verständigung. Erst seit 2002 ist die DGS offiziell als vollwertige Sprache anerkannt. Mehr als 20 Jahre später bleibt eine Forderung des Weltverbandes der Gehörlosen aktuell: „Keine Menschenrechte ohne Rechte auf Gebärdensprache.” Zum Internationalen Tag der Gebärdensprache schauen wir, welche Hürden es noch gibt und wo Inklusion und Teilhabe in Mittelfranken bereits gelebt werden.
Ein normaler Dienstagmorgen in der Klasse 2a an der Paul-Ritter-Schule: Vokabeln werden geübt, gesprochen wird dabei nur wenig, stattdessen gebärdet die Klasse. Einige Kinder können dank Implantaten oder Hörgeräten hören und auch etwas Lautsprache nutzen, andere nicht. Deshalb gibt es an der Schule verschiedene Sprachangebote, die auf die unterschiedlichen Bedürfnisse eingehen: Laut- und Gebärdensprache, Lautsprachbegleitende Gebärden und Schriftsprache.
Der Landesverband Bayern der Gehörlosen e.V. fordert, das Recht auf Gebärdensprache als festen Bestandteil der Menschenrechte ernst zu nehmen. Oft wird ein Unterrichtssystem mit zwei Lehrkräften gefordert, eine Person für Lautsprache, eine für Gebärdensprache. An der Paul-Ritter-Schule ist das bislang noch ein Wunsch.
Nach der Pause wird gemeinsam mit der Nachbarklasse gelesen. Die Kinder sitzen im Halbkreis, damit alle die Gebärden der anderen sehen können. Auch in den Pausen wird oft gebärdet, was hier Alltag ist, wünschen sich die Lehrkräfte auch außerhalb der Schule. Sie sind überzeugt: Wenn alle Kinder Gebärden lernen könnten, wäre das ein großer Schritt für mehr Inklusion. Es braucht Offenheit und Verständnis. Wer genau hinsieht, kann die Bedeutung vieler Gebärden sogar ableiten. So wird Sprache für alle sichtbar und erlebbar.