Deutsche Autofahrer verbringen im Durchschnitt rund 41 Stunden pro Jahr mit der Suche nach einem Parkplatz. Die Anwohner im Nürnberger Stadtteil Gostenhof dauert es in den kommenden zwölf Monaten wohl noch etwas länger. Der Grund: vier sogenannte Superblocks, also autofreie Zonen. Über die neue Feierabend-Situation sind die Anwohner aber nicht nur verärgert.
Knapp einen Monat prägen sie das Bild im Stadtteil Gostenhof: Vier Superblocks sind seit Anfang August in dem Szene-Viertel aufgebaut – ganz nach dem Vorbild der katalanischen Metropole Barcelona. Ziel des Projekts ist es, den Durchgangsverkehr zu reduzieren und die Aufenthaltsqualität zu erhöhen.
Die Anwohner können den Superblocks grundsätzlich vor allem Positives abgewinnen, doch mit ein paar Einschränkungen müssen sie zurechtkommen. 58 Parkplätze sind weggefallen.
Parkflächen am Justizzentrum oder das DATEV-Parkhaus könnten bei den fehlenden Parkplätzen Abhilfe schaffen. Anregungen können die Bürger an die Initiatoren weitergeben. Die Superblocks sind ohnehin von den Anwohnern rund um die Denisstraße, Volprechtstraße und Austraße ins Spiel gebracht worden. Die Stadt gab im Frühjahr grünes Licht und stellte 70.000 Euro bereit. Rika Fousek von der Initiative “Nürnberg autofrei” nimmt kritische Stimmen nur selten im persönlichen Gespräch wahr. Auch vor Ort äußerte sich niemand kritisch zu dem Projekt.
Neben den wegfallenden Parkplätzen geht es Kritikern vor allem um die fortschreitende Gentrifizierung im Wohnviertel. Wegen der verbesserten Lebensqualität fürchten sie steigende Mietpreise.
Die vier Superblocks in Gostenhof sollen zunächst ein Jahr getestet werden. Dass die Outdoor-Möglichkeiten im Winter nicht mehr genutzt werden, bezweifelt Rika Fousek. In der Adventszeit bietet sich ein Weihnachtsmarkt oder Glühweinausschank auf den Flächen an, sagt sie.