Eigentlich hat er nur Ware für den Blumenstand in Nürnberg-Langwasser geliefert. Aber am 9. September 2000 übernimmt Enver Simsek als Urlaubsvertretung den Verkauf am Stand. Am frühen Nachmittag werden 8 Schüsse auf ihn abgegeben – zwei Tage später erliegt er im Krankenhaus seinen Verletzungen. Enver Simsek war das erste Opfer der NSU-Mordserie – heute vor 25 Jahren.
Heute heißt der Parkplatz an der Liegnitzer Straße Enver-Simsek-Platz, eine Gedenktafel erinnert an die Ermordung des Blumenhändlers. Nach dem 9. September 2000 verübt der NSU weitere 8 rassistisch motivierte Morde in ganz Deutschland – unter anderem im Juni 2005 an Ismail Yasar in seinem Imbiss in der Scharrerstraße in Nürnberg. Die Serie wird als Dönermorde bezeichnet, lange wird nicht in die Richtung eines rechtsextremen Motivs ermittelt.
Die Haupttäter Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt begehen 2011 Suizid. 2018 wird Beate Zschäpe als Hauptangeklagte im NSU-Prozess zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Das Gericht stellt eine besondere Schwere der Schuld fest – eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren ist also ausgeschlossen. Seit diesem Jahr ist aber klar: Zschäpe ist in ein Neonazi-Aussteigerprogramm aufgenommen worden. Die Anwältin der Familie von Enver Simsek vermutet, dass Zschäpe so früher der Haft entkommen möchte.
Daraufhin haben Töchter der NSU-Opfer, unter anderem auch Enver Simseks Tochter, jetzt eine Petition gestartet. Sie fordern, dass Zschäpe aus dem Programm ausgeschlossen wird und stattdessen Hinterbliebene und Überlebende der NSU-Serie unterstützt werden. Die Petition hat bisher knapp 145.000 Unterschriften.