Ungfähr 2500 Geflüchtete leben aktuell in Fürth. Viele davon stammen aus der Ukraine oder aus Syrien, wo seit 2011 ein Bürgerkrieg wütet. In der Kleeblattstadt gibt es dazu aktuell eine Sonderausstellung: „Dieweil das Land verheeret. Kriegserleben in Franken und Syrien vor 400 Jahren und heute“. In diesem Rahmen fand gestern auch ein Zeitzeug:innengespräch mit Geflüchteten statt.
Wissam kommt aus Syrien. Der Krieg hat ihn dazu bewegt, seine Heimat zu verlassen. Auch wenn er lieber dort geblieben wäre, in Syrien hat Wissam keine Zukunft mehr gesehen. Diese Geschichte teilte er gestern bei der Podiumsdiskussion im Stadtmuseum Fürth. Seit 2015 lebt er jetzt in Deutschland. Heute nennt Wissam Nürnberg sein zweites zuhause – doch der Weg hierher war lang und hat Spuren hinterlassen. Denn das Geräusch von Wasser – vor allem in der Nacht – weckt Erinnerungen an seine Flucht. Wissam ist damals über die Balkanroute unter anderem in einem Schlauchboot geflohen. Auf vier Quadratmetern saß er darin mit 32 anderen Menschen auf der Flucht.
Wissams Geschichte ist ein Einzelschicksal von vielen. Das macht die Ausstellung „Dieweil das Land verheeret. Kriegserleben in Franken und Syrien vor 400 Jahren und heute” im Stadtmuseum Fürth deutlich. Die ist im Rahmen des 400. Jahrestages des 30-jährigen Krieges entstanden. Die Ausstellung blickt allerdings nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch in die Gegenwart. So reihen sich historische Dokumente über den 30-jährigen Krieg an Handybilder aus dem syrischen Bürgerkrieg. Die stammen von geflüchteten Syrer:innen, die jetzt in Franken leben. Um sie zu integrieren, ist die Ausstellung auf Deutsch und Arabsich gestaltet.
Auch Wissam hat an der Wanderausstellung mitgewirkt und sich dafür eingesetzt, dass sie nach Fürth kommt. Quasi in sein neues Zuhause: Wissam wohnt heute in Nürnberg und arbeitet – wie damals in Syrien – im Finanzberiech. In Deutschland sieht er für sich eine Perspektive, auch wenn falsche Vorurteile ihm das Leben manchmal schwer machen. Als Anti-Kriegsaktivist findet Wissam: jeder Mensch sollte sich für Frieden engagieren. Außerdem würde er gerne mehr über den Krieg in Syrien berichten, damit die Menschen vor Ort nicht in Vergessenheit geraten. Einen ersten Anfang machte er mit der Ausstellung, die Interessierte noch bis zum 10. September besuchen können.