Momentan erreichten den bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) Meldungen über scheinbar hilflos auf der Wiese oder im Geäst gestrandete Vogeljungen. Der Verband gibt jetzt aber Entwarnung. Die vermeintlich in Not geratenen oder verlassenen jungen Vögel, sogenannte Ästlinge, einfach sitzen zu lassen, solange sie sich nicht in unmittelbarer Gefahr befinden wie zum Beispiel durch Straßenverkehr oder Katzen. Bei Ästlingen handelt es sich um Vogeljunge, die halbflüggen, bereits vollständig befiederte Vögel.
„Die Vogeljungen sind unerfahren und im Fliegen noch ungeübt, deshalb wirken sie oft hilflos. Sie werden jedoch weiterhin von ihren Eltern versorgt und gefüttert“. – LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson
Vermeintlich hilfloses Piepsen als Kontakt zu Elterntieren
Oft piepsen die Jungvögel, die vermeintlich alleingelassen und hilflos im Gebüsch oder auf der Wiese hocken. Dann halten sie allerdings mit diesen sogenannten Standortlauten Kontakt zu ihren Eltern, um gefüttert zu werden. Viele Vogelarten verlassen ihr Nest bereits bevor sie fliegen können. Dazu zählen typische Nestflüchter wie viele Entenvögel, Fasane oder Kiebitze sowie Singvogelarten wie Greifvögel und Eulen. Laut dem LBV suchen Vogeleltern bis zu 24 Stunden lang nach ihren verloren gegangenen Jungen. Hilfe benötigen befiederte Jungvögel nur, wenn sie nach zwei bis drei Stunden immer noch nicht von einem Altvogel gefüttert wurden oder äußerlich verletzt sind.
„Bitte die Jungvögel unbedingt an Ort und Stelle lassen. Greift der Mensch in dieser sensiblen Phase ein und nimmt ein Jungtier in Obhut, unterbricht er die Bindung zwischen Alt- und Jungvogel“. – LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson
Handelt es sich um einen Nestling, also einen noch unbefiederten Vogel, kann dieser – sofern erreichbar – in sein Nest zurückgesetzt werden. Der LBV stellt klar: Jungvögel sind Wildtiere, sie dürfen nur vorübergehend aufgenommen werden, wenn sie Vögel verletzt, krank oder tatsächlich hilfsbedürftig sind. Ansonsten würde ein Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz vorliegen.
Geeignete Lebensräume schaffen
Um den Vögeln zu helfen empfiehlt der Verband Rückzugsorte zu bieten. Zum Beispiel den Garten naturnah gestalten mit abwechslungsreichen und heimischen Pflanzen. So können Vögel dort Beeren und Insekten als Nahrung finden oder sich in dornigen Büschen verstecken.
Stunde der Gartenvögel
Übrigens: Vom 9. bis 11. Mai 2025 findet die „Stunde der Gartenvögel“ statt. Der LBV und der bundesweite Partner NABU rufen zusammen dazu auf, eine Stunde lang die Vögel zu beobachten, zu zählen und zu melden.