Rund drei Wochen nach seiner Flucht aus der Psychiatrie in Erlangen ist der ehemalige Amoktäter von Ansbach jetzt gefasst worden. Ihm ist es gelungen, bis nach Kolumbien in Südamerika zu flüchten. Er wurde jetzt nach Deutschland zurückgebracht und sitzt wieder in der geschlossenen Abteilung.
Als Teil seiner Therapie durfte der 34-Jährige seit Jahresbeginn die Einrichtung immer mal wieder tagsüber verlassen. Den genehmigten Ausgang am 16. August nutzte er, um seinen Fluchtversuch zu starten. Als er von seinem Ausgang nicht zurückkam, informierte die Klinik in der Nacht auf den 17. August die Polizei.
Laut dpa setzte sich der Mann noch während seines rund zehn- bis zwölfstündigen Ausgangs ins Ausland ab. Die Flucht sei geplant gewesen, die Route durchdacht und der Ausgang bewusst ausgenutzt worden. Der Flüchtige hatte einen gültigen Reisepass sowie Gepäck bei sich und gelangte von einem Flughafen außerhalb der Europäischen Union im Richtung Kolumbien.
Die Ermittler gehen davon aus, dass der Mann Helfer hatte – es gäbe bereits Hinweise zu konkreten Personen. Für diese Personen kommen die Strafbestände Gefangenenbefreiung und Strafvereitelung in Frage.
Zusammen mit Zielfahndern des Bayerischen Landeskriminalamts verfolgte die Kripo Erlangen die Spur des Flüchtigen nach Kolumbien. Dort ließen sie ihn in Kooperation mit dem Bundeskriminalamt und der kolumbianischen Polizei im Landesinneren festnehmen. Von der Hauptstadt Bogota aus wurde er nach Deutschland gebracht und kam am Sonntag wieder in die Psychiatrie in Erlangen.
Der Missbrauch des gewährten Klinikausgangs als solcher ist nicht strafbar. Die Ermittler prüfen derzeit, ob der 34-Jährige während seiner Flucht Straftaten begangen hat. Bislang gebe es aber keine Hinweise darauf. In der Klinik muss der Mann mit dem Entzug aller Lockerungen rechnen.
Im September 2009 hatte er 13 Mitschülerinnen und Schüler sowie zwei Lehrerinnen in einer Ansbacher Schule verletzt. Als damals 18-Jähriger lief er mit einem Beil, Messern und Molotow-Cocktails in der Schule Amok. 2010 wurde er deshalb wegen versuchten Mordes in 47 Fällen zu neun Jahren Jugendstrafe verurteilt worden.